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Artikel aus der
Stuttgarter Zeitung
vom 8.1.2003

 


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Denkmalamt zieht bald ein

Gymnasium als neues Domizil

ESSLINGEN. Erstmals seit Monaten präsentiert sich das Esslinger Schelztor-Gymnasium ohne Gerüst. Während die Fassade originalgetreu restauriert worden ist, sind im Innern die Weichen für die neue Nutzung als Landesdenkmalamt gestellt worden.

Von Thomas Schorradt

Ehemalige Schüler der 1876 im wilhelminischen Stil errichteten Bildungsanstalt hätten Probleme, sich im Innern des Gebäudes zurecht zu finden. Dass aus den Klassenzimmern jetzt Registratur- und Büroräume geworden sind, überrascht nicht, orientiert sich die neue Nutzung doch eng an der ehemalige Bestimmung.

Die Aula allerdings wird nach dem im März geplanten Einzug der Landesbehörde kaum wiederzuerkennen sein. "Wir haben im früheren Zentralbereich der Schule ein Haus im Haus gebaut", sagt Stephan Hendel, der Leiter des beim Umbau federführenden Esslinger Hochbauamts.

Das "Haus im Haus", laut Hendel das Herzstück des Altbaus, wird künftig das schrift gewordene Gedächtnis der Denkmalschützer beherbergen: die zweigeschossige Bibliothek. Beim Umzug werden die rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des bisher in Stuttgart beheimateten Amts rund 500 laufende Meter Bücher in die Regale einräumen müssen.

Während die trockenen und wenig publikumswirksamen Arbeitsbereiche der neuen Mieter - das Archivieren und Studieren - den Augen der Öffentlichkeit in der Regel verborgen bleiben, können Passanten und Besucher an den spektakulären Arbeiten teilhaben. Der Glasneubau an der Martinstraße und der Werkstattbau im ehemaligen Hof der Schule sind bewusst transparent gehalten.

Hinter den großen Glasfassaden sollen künftig die interessantesten Werkstücke werbeträchtig restauriert werden. Am stärksten wird das produktive Spannungsverhältnis zwischen Alt und Neu am gläsernen Punkthaus an der Martinstraße deutlich. In die großen Scheiben der Solarfassade sind Lamellen eingebaut, die auf den Lichteinfall reagieren und die Helligkeit im Gebäude automatisch regeln. "Meines Wissens ist die Technik bundesweit bisher einmalig", sagt Hendel.

Um der ungestörten Einblicke willen haben die Planer auf jedes unnötige architektonische Beiwerk in der Umgebung verzichtet. "Die städtische Wirkung war uns wichtig", sagt Hendel und verteidigt sich damit gegen den Vorwurf, rund ums künftige Behördendomizil am frischen Grün gespart zu haben.

"Schrebergartenästhetik hätte an dieser Stelle gekünstelt gewirkt. Außerdem wollten wir nicht Gefahr laufen, ein weiteres Hundeklo in der Stadt zu eröffnen", sagt Hendel. Nun wird graues Granitpflaster den urbanen Charakter zusätzlich verstärken.
 
08.01.2003 - aktualisiert: 08.01.2003, 06:05 Uhr

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